Vorsicht! Attachment Parenting funktioniert nicht

Es gibt ein Problem. Attachment Parenting funktioniert nicht. Auch Unerzogen funktioniert nicht. Und doch glauben alle daran – und machen sich selbst und einander das Leben zur Perfektionshölle.

Letztens erzählte ich einer anderen AP-Mutter, dass unser Sohn Karies hat und jetzt eine zahnärztliche Behandlung braucht. Jene Mutter fragte zuerst die Dinge ab, die uns auch Familienmitglieder, Zahn- und Kinderärzte fragen: Wieviel Zucker bekommt er? Wie oft putzt ihr Zähne? Womit? Als ich alle diese Fragen offenbar zu ihrer Zufriedenheit beantwortet hatte, sagte sie: „Hm, klingt so, als hättet ihr alles richtig gemacht.“ (Subtext: Es hätte funktionieren müssen)

Ja, irgendwie schon, dennoch stehen wir vor der Frage nach dem Warum, die derzeit mit „vielleicht hat er einfach extrem empfindlichen Zahnschmelz“ beantwortet wird. Aber sie war ja eine AP-Mutter…und sie hatte eine viel bessere Idee: „Und trotzdem Karies…ich finde, ihr solltet euch Gedanken darüber machen, was euer Kind euch damit sagen will, wenn ihm quasi der Mund wegfault.“ (Subtext: Wenn es nicht funktioniert hat, ist bei euch irgendetwas falsch!)

Wow. Das saß. Ich war sprachlos. Verletzt. Schließlich wütend. Dann habe ich – wie immer – versucht, nachzudenken. Und heraus kam: Tausend Dank für diese Replik! Denn ja, genau hier liegt eines der größten Probleme des Attachment Parenting.

AP-Mütter glauben – und bekommen fast überall in der Szene gesagt – dass man bei einem Kind nur die richtigen Knöpfe drücken muss und es wird ein zufriedenes, gesundes, freundliches, unerschrockenes, aufmerksames, kooperatives Baby und Kleinkind sein.

– Tragt eure Kinder und sie werden nicht schreien.
– Stillt eure Kinder und sie kriegen keine Mittelohrentzündungen.
– Impft eure Kinder nicht und sie werden immer gesund sein.
– Schlaft bei euren Kindern und sie werden gut schlafen.
– Setzt euren Kindern keine Grenzen und sie werden kooperieren.
– Haltet eure Kinder ab und sie werden mit zwei Jahren von alleine sauber sein.
– Ernähre dein Kind richtig und es bekommt keine Karies.

Und das mit der Karies ist ja noch harmlos. Denn es gibt hundert andere Dinge, die bei AP „nicht klappen“ können. Und wenn das so ist, sagt uns die herrschende Ideologie:

Wenn Du es nicht schaffst, ein perfektes Kind großzuziehen, dann hast Du dich nicht ausreichend angestrengt, Schätzchen!. Die mir bekannten Attachment-Parenting Mütter sind fast alle Akademikerinnen, Intellektuelle, auf jeden Fall aber sehr belesene, überlegte Frauen und häufig Bio-Öko-Nachhaltigkeitsfans – und sie sind ohne es zu merken häufig Anhängerinnen dieser perfiden Heidi Klum-Ideologie.

Was auffällt: Diese Mütter haben meist eines oder maximal zwei Kinder und glauben, dass alles, was bei ihren Kindern funktioniert hat, auch bei allen anderen Kindern dieser Erde funktioniert, wenn man es nur richtig macht.

Denn da wir ja das aufs Kind und seine Bedürfnisse perfekt abgestimmte „Attachment Parenting“ durchziehen, kann es niemals an banalen Dingen wie Charakter, Veranlagung oder ähnlichem liegen, wenn es nicht „funktioniert“. Es liegt an uns. Und zwar an uns ganz tief drinnen. An unserer Psyche, unserem Unbewussten, unseren unverarbeiteten Konflikten. Es geht nicht darum, dass wir nicht gut kochen, das Kleine einen schlechten Tag hat oder einfach seine eigenen Anlagen mitbringt. Nein: Wir sind nicht klar genug, nicht entspannt genug, schlicht nicht genug.

– Dein Kind lässt sich nicht abhalten? Du musst entspannter damit umgehen!
– Du merkst nicht, wenn Dein Kind mal muss? Du musst dich mehr drauf einlassen!
– Dein Kind stillt ständig? Dann braucht es vielleicht etwas, das Du ihm unbewusst verweigerst!
– Dein Kind ist ein Schreikind? Dann habt ihr ungelöste Konflikte in der Beziehung!
– Dein Kind isst nicht? Hast Du mal deine eigene Haltung zum Essen hinterfragt?
– Dein Kind haut andere Kinder? Es lebt deine unterdrückten Aggressionen aus!
– Dein Kind schläft durch? Du brauchst eine Psychoanalyse!

Ich habe mittlerweile mit vielen, vielen Müttern gesprochen, gemailt, gechattet, Forenbeiträge gelesen. Und heraus kommt für mich genau das Gegenteil dieser Streng-Dich-An-Ideologie. Zehn Mütter machen dasselbe mit ihren Kindern und haben zehn unterschiedliche Ergebnisse. Jede kann noch einmal eine Handvoll Beispiele ihrer Umgebung bringen, wo es „ganz anders gelaufen“ ist.

Attachment Parenting „funktioniert“ nicht. Jedes Kind ist anders. Jedes Kind reagiert auf AP anders. Manche schlafen besser, schreien weniger, sind gesünder. Andere schlafen schlechter, schreien trotzdem, haben häufig Mittelohrentzündungen (und Karies…). Was für mich daraus resultiert: Es gibt keine Garantie. Es gibt keine Knöpfe, die man drücken kann. Das ist alles gelogen. Was stimmt:

– Tragt eure Kinder und sie werden wahrscheinlich weniger und kürzer schreien.
– Stillt eure Kinder und sie werden statistisch gesehen gesünder sein als Flaschenkinder.
– Schlaft bei euren Kindern und sie werden voraussichtlich besser schlafen und mehr Vertrauen entwickeln.
– Setzt eure Grenzen und eure Kinder werden in ihrem Tempo lernen, dass ihr Grenzen habt.
– Bietet euren Kindern das Abhalten an und sie haben die Möglichkeit, euch zu sagen, ob sie das gut finden.

Das ist es. Nicht mehr, nicht weniger.

Jede Familie muss selbst herausfinden, was für sie funktioniert. Ich kenne Mütter, deren Kinder einfach seit einem bestimmten Punkt besser schliefen, wenn sie alleine im Bett waren. Ich kenne Mütter, deren Kinder überhaupt nichts daran fanden, den ganzen Tag rumgetragen zu werden. Ich kenne Mütter, deren Kinder das ganze Windelfrei schlicht und ergreifend ablehnten. Ich kenne Mütter, für die das 100%ig da sein einfach zuviel ist. Denn selbst wenn es etwas mit den Mamas zu tun hat, hilft es ihnen kein Stück weiter, wenn zu dem Frust, dass es nicht „klappt“ oder sie es nicht „schaffen“ auch noch die Vorwürfe der anderen Mütter dazu kommen, die Heidi-Klum-Mäßig suggerieren „Du hast es nicht genug versucht“.

Das ist nämlich die Folge der AP-funktioniert-Ideologie: Frust. Wenn es „nicht funktioniert“ entsteht Frust. Selbstzweifel. Wut. Verzweiflung. Und letztendlich eine Unzufriedenheit, die sich extrem negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken kann.

Ich habe kürzlich mit einer Mutter gesprochen, die am Ende ihrer Kräfte ist, weil AP bei ihrem Kind einfach nicht „funktioniert“. Das Kind ist drei Jahre alt und „trotz“ Tragen, Stillen, Windelfrei und Unerzogen ist ihr Alltag geprägt von Konflikten, Kampf um Windeln und unruhigen Nächten. Da dachte ich zum ersten Mal: Vielleicht war AP gar nicht das Richtige für euch. Vielleicht hättet ihr viel weniger Konflikte, wenn diese Mama dank Schnuller, Flasche, Kindermädchen und Windeln viel früher wieder unabhängiger gewesen und weniger dieser ständigen Nähe und diesem massiven Perfektionsdruck ausgesetzt gewesen wäre. Ob das nun stimmt oder nicht – mir wurde mal wieder klar, dass AP nicht für jede Familie das Richtige sein muss. Deshalb steht in diesem Blog auch immer „für uns“ war es das Richtige.

Aber vielleicht war AP für uns richtig, weil wir uns die Frechheit erlaubt haben, das Konzept an uns anzupassen und nicht umgekehrt. Wenn ich keinen Nerv auf Windelfrei hatte, habe ich ihn gewickelt. Wenn ich keine Lust zum Stillen habe, sage ich „Ich will jetzt nicht stillen“. Als alle um mich herum abstillten, habe ich das probiert, festgestellt, dass es bei uns so nicht funktioniert und das Projekt wieder fallen gelassen. Wir gehen zur Homöopathin, aber hey, wenn das Stillkind mal wieder eine Mittelohrentzündung und unerträgliche Schmerzen hat, ist Paracetamol für uns eine wunderbare Sache. Und: Wir haben Zähne geputzt und ihn gesund ernährt und ja, er hat Karies.

AP ist ein Ansatz. Ein Denkansatz. Ein Anfang. Ein Bild, das mir (als alter IT-Journalistin) einfällt ist: AP ist vielleicht am ehesten eine Art Programmiersprache. Sie gibt ein paar Dinge vor, aber was dann jede/r für ein Programm daraus für sich formuliert, das bleibt ihm und ihr überlassen. Und es ändert sich nicht nur von Familie zu Familie, sondern von Kind zu Kind, von Lebensalter zu Lebensalter, von Kultur zu Kultur. Ich bin nach wie vor nicht fürs Schreienlassen, früh abstillen und in-den-Kinderwagen-zwingen. Aber zwischen der totalen Ignoranz gegenüber den kindlichen Bedürfnissen und dem Glauben, ihre 100%ige Erfüllung ergäbe eine Garantie auf Familienglück liegt eine weite Ebene an individuellen Möglichkeiten.

Jede Mutter, die euch sagt, na, bei uns hat es aber so und so geklappt, das hättet ihr einfach versuchen müssen, hat keine Ahnung. Sie hat wahrscheinlich weniger als drei Kinder und selbst wenn sie hundert hätte – sie weiß nichts über Euch und euer Kind. Der AP-Kinderarzt William Sears und seine Frau glaubten nach ihren ersten drei Kindern, sie hätten das mit den Babys jetzt raus. Sie hatten das AP ausformuliert, ausprobiert und es klappte hervorragend. Dann kam Nummer 4. Und warf alles um. Das „Fussy Baby Book“ ist ein wunderbares Dokument darüber, wie routinierte AP-Eltern merken, dass es keine allgemeinen Rezepte gibt (deutsch: „Das 24-Stunden-Baby“). Sears schreiben stattdessen: Versuchen Sie dieses oder jenes und schauen sie, ob es sich für Sie gut anfühlt und ob ihr Baby darauf anspricht.

Das ist m.E. eine bewunderns- und nachahmenswerte, respekt- und würdevolle Art, mit Eltern und Kindern umzugehen. Ich bin dankbar für dieses Buch – und ich danke allen Frauen, Müttern und Freundinnen, die ihre Geschichten erzählt, gemailt oder in Foren gepostet haben. Denn durch die Vielfalt ihrer Erzählungen konnte auch ich erst von meinem „Warum macht sie es nicht einfach so und so?“-Roß herunterkommen. Und seit ich auf dem Boden stehe, denke ich, es könnte vielen Eltern eine Menge Stress, Frust, Streit und Verzweiflung ersparen, wenn wir einfach akzeptieren würden, dass AP nichts ist, das sicher „funktioniert“. Und das „nicht-funktionieren“ ganz sicher nicht daran liegt, dass wir nicht auf Heidi Klum gehört haben.

69 Gedanken zu „Vorsicht! Attachment Parenting funktioniert nicht

  1. Liebe Nicola,

    du schreibst mir so aus dem Herzen, es ist unglaublich… ich finde auch, dass man sich AP – soweit man das will – an die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern anpassen sollte… ganz individuell, wie auch das Kind und die Eltern sind…

    Es gibt keinen perfekten, gleichen Weg, für jedes Kind…das ist, wie diese Erziehungsratgeber… kein Kind gleich dem Anderen…

    Du hast recht, ich wäre auch sauer geworden…

    Alles Liebe für dich… von einer Mama, mit 3 Kindern… die tooootal unterschiedlich sind 😉

  2. Liebe Nic,

    Danke, Danke, Danke!

    Danke für diese wunderbare Analyse. Du hast mir ja schon oft aus dem Herzen gesprochen, aber mit diesen Ausführungen hast Du den Nerv so richtig getroffen.

    Ich wollte alles richtig machen, habe Jean Liedloffs Continuum Concept regelrecht aufgesogen, und dachte, ich hätte den Stein der Weisen gefunden. Das Allheilmittel heisst: Bedürfnisse stillen, Bedürfnisse stillen, Bedürfnisse stillen! Denn nur gestillte Bedürfnisse kann man hinter sich lassen und machen den Weg frei für die weitere Entwicklung. Mir leuchtete das komplett ein, aber diese Haltung in den Alltag integriert, bedeutete ziemlich bald, dass an erster Stelle das Baby kam, dann die große Schwester – für die allerdings in ihrem Ermessungshorizont schon nicht mehr viel übrig blieb… – , der Gatte – für den es mich eigentlich eher gar nicht mehr gab – und dann an letzter Stelle war da noch ….? Ja wer eigentlich? Gabe es mich überhaupt noch? Da kamen mir zum ersten mal Zweifel.

    Bedürfnisse stillen bis zur Selbstaufgabe? Das konnte es doch auch nicht sein. Zumal sich dann schnell aus totaler Müdigkeit heraus Frust, Wut und Ungerechtigkeit zusammenbraut.

    Im ersten Jahr aber war ich immer noch bereit, meine Bedürfnisse zurückzustellen und habe windelfrei, stillen on demand and without limits (schließlich auch in der Manduca und die ganze Nacht durch), ausschließlich tragen, niemals Kinderwagen, co-sleeping (with baby but not with husband 🙁 ) und niemals schreien lassen praktiziert und vor jedem bis hin zum Missionarismus verteidigt.

    Als dann nach einem Jahr windelfrei der totale Streik eintrat, wurde ich wach gerüttelt. Hey, ich war mir eigentlich ziemlich sicher, nichts falsch gemacht zu haben – wobei auch diese Erkenntnis reifen musste 😉 ! In mir wuchs die Überzeugung, dass ich meinem Kind alle Optionen unterbreitet hatte und sie sich frei entschieden hat, wieder Windeln tragen zu wollen. Das habe ich dann respektiert. Und bis heute (sie ist 2 1/4) knökt sie am liebsten in ihre Windel. Ich habe mich natürlich gefragt, wie das denn nur sein kann, wo ich doch ihr biologisches Programm nicht torpediert habe, sie nicht in Windeln gezwungen habe und sie sich trotzdem für diese doch eigentlich widernatürliche Lösung entschieden hat. Aber ich nehme ihre Entscheidung an. Diese Transferleistung vom „windelfrei“ auf andere Lebensbereiche zu übertragen, ist dann auch nur logisch.

    Für mich heisst AP somit letztlich, dass ich so nah bei meinem Kind bin, dass ich seine eigenen Entscheidungen wahrnehmen kann, und wenn diese bedeuten, mehr Distanz einzunehmen, so ist das eine echte AP-Entscheidung! Und dann passt das auch mit dem Wunsch eines Kindes zusammen, das alleine besser schlafen kann. Auch das ist eine wahrhaftige AP-Entwicklung. Jedoch heisst nah dran sein am Kind nicht, dass ich damit sein Wesen in eine mir zuträgliche Richtung kanalisiere. Wir sind alle so unterschiedlich. Wir müssen offen sein für das Besondere in unserem Kind, und diesen Weg mit ihm gemeinsam gehen. Sonst wäre AP auch nicht besser als jede andere Form von Manipulation.

    Letztlich geht es schlicht um Respekt! Den Respekt eines Lebewesens für das andere. Wir für unsere Kinder, aber natürlich den unserer Kinder auch für uns. Wir haben auch unsere Grenzen, die wir schützen müssen. Vor unseren Mitmenschen, unserem Partner, unserem Kind.

    Ich bin der Überzeugung, dass unsere Kinder das verstehen werden bzw verstehen müssen. Je nach Wesen des Kindes ist mehr oder weniger Überzeugungskraft/Standhaftigkeit nötig, das eine Kind braucht einfach sehr viel länger, die Verhandlungen mögen schwieriger sein, aber wenn es schon „Verhandlungen“ sind, ist es eigentlich auch nicht gut. Unsere Grenzen mögen situationsabhängig anders verlaufen, aber wenn wir sie für’s Jetzt definiert haben, sind sie aus meiner Sicht nicht mehr „verhandelbar“. Das ist vielleicht der größte Fehler beim AP, dass man denkt, man müsse vielleicht doch noch mal nachgeben, obwohl man eigentlich nicht will oder kann.

    Nach wie vor ist für mich die schönste Leitfigur als Eltern die des „Bergführers“ (http://www.continuum-concept.net/alltag/DerBergfuehrer.html).

    Auf den gegenseitigen Respekt!

  3. Vielleicht hat es etwas mit dem Status von AP zu tun – als Alternative, als beinah eine Ideologie fuer viele? Ich war erstaunt, als ich bei meinem ersten Kind herausfand, dass es einen Namen fuer das gab, was fuer mich schlicht Interaktion mit dem Baby war, die ihr gut tat. Ich hatte nie von AP gehoert, und werde nun beim zweiten Kind „earth mama“ genannt. Ich lasse mich nicht gern in eine Schublade stecken und habe bisher kein Buch oder sonstiges zu AP gelesen – ich folge also keiner Idee, keinem Ansatz, keiner Ideologie, mache mir schlicht das Leben leichter. Wenn AP jedoch als eine Art Ideologie (oder Ansatz – ich benutze Ideologie ohne die negative Bedeutung) gesehen wird, steigen die ERwartungen ins Unerfuellbare.

  4. Liebe Cartside, liebe Runde,

    vielen Dank für eure Rückmeldungen! Sie bringen mich auf einen weiteren Gedanken: möglicherweise ist das Problem auch eine Art Rückkopplung. Viele Mütter „finden“ ja AP, weil sie merken, dass sie irgendwie anders mit ihrem Kind umgehen wollen, als es z.B. die Nachbarin oder die eigene Mutter vorschlagen und suchen dann nach Gleichgesinnten und Rückhalt. Und dann erfahren sie, dass es das als „Konzept“ gibt – was an sich ja nichts schlechtes ist. Um dieses „Konzept“ aber gegen Anfeindungen von Außen zu verteidigen – die nach meiner Erfahrung häufig, extrem und häufig extrem unsachlich sind – gibt es die Tendenz, die Vorteile von AP hervorzuheben und festzuschreiben. Bis hierhin alles okay, aber jetzt kommt möglicherweise der kritische Punkt: in der Rückkopplung baut sich die Erwartung auf, dass sich die vorteilhaften „Effekte“ auch wirklich immer einstellen, wenn AP „richtig“ angewandt wird. Und dann wird es letztlich auch wieder nur zu einem Konzept, das darauf aufbaut, dass man Super-Nanny-mäßig die richtigen „Knöpfe“ drücken muss, damit Kinder in einer bestimmten Art und Weise reagieren.

    nica

    1. Hallo Nicola Schmidt,

      ich finde Deinen Beitrag sehr spannend und ich finde es super, daß AP nicht als einwandfrei funktionierendes Konzept dargestellt wird, wie ich selbst oft den Eindruck hatte und an meiner eigenen Unfähigkeit verzweifelt bin. Es geht wohl einfach vielen so, daß sie sich so stark nach außen verteidigen müssen und eben auch andere faszinieren wollen.
      Für mich ist AP eine schöne Vision, die mir bei meiner Tochter leichter fällt als bei meinem Großen, weil eben schon vieles durchlebt ist und alles mögliche mehr in ein Selbstverständnis einfließt, aber als Konzept klappt es eben nur bedingt, wir sind eben Menschen und da steht die eigene Geschichte im Raum, die Art wie wir selbst aufgewachsen sind und daß Konzepte generell Wunschträume sind, die vermutlich in keiner Kultur so eins zu eins Übersetzung finden. Ich gelange durch meine eigene Verzweiflung und auch eigenen Erfolge immer mehr zu dem Punkt, daß ich nur solange meinem Vorhaben gerecht werden kann, solange mich meine eigene Geschichte nicht einholt. Das heißt meine Bemühung die Bedürfnisse meiner Kinder zu erfüllen, aber mir auch eingestehen, daß meine Nerven mal blank liegen, weil ich nichts von dem erfahren habe, was ich so gerne für meine Kinder möchte.
      Konzept ist doch immer irgendwie Theorie, oder?

      LG

      Bea

  5. Liebe Nica,

    deiner letzten Theorie würde ich zustimmen. Aus der „unerzogenen“ Sicht liegt der Fehler darin, dass überhaupt Erwartungen an die Zukunft getragen werden – AP – oder „unerzogene“ Lösungsmöglichkeiten werden eben doch erzieherisch angewandt – mit Ziel – und nicht einfach, weil sie JETZT schon toll sind. Es ist einfach JETZT schon toll, zu stillen, gemeinsam zu schlafen, auf die Bedürfnisse einzugehen oder andersrum, wenn aus Sicht des Kindes auf seine Bedürfnisse eingegangen wird, es ist toll, respektvoll behandelt zu werden und es ist schön, wenn man das schafft, usw. All diese Dinge bräuchten die Zielsetzung in der Zukunft nicht – aber selbst wenn man eigentlich keine hat, schleichen sich diese Ziele schnell ein, wenn man es anderen beweisen will oder sich gedrängt fühlt, es zu tun. Man will halt nicht als Depp da stehen 🙂 Sondern Recht haben 😉 jetzt fällt mir auch auf, dass die Diskussionen dann lieber eben auch bezogen aufs Jetzt und nicht mit den statistischen Vorteilen geführt werden sollten: Ich mache das, weil es uns jetzt gut tut, anstatt, ich mache es weil es „viel besser fürs Kind sein soll“ oder so. Ob das wohl noch mehr Selbstvertrauen oder Mut erfordert, als solche Diskussionen mit Kritikern und Skeptikern sowieso schon erfordern?

    LG
    Johanna

  6. Liebe Johanna,

    DAS ist es, das JETZT! Schön, dass Du es so auf den Punkt gebracht hast!

    Genau darum mache ich, was ich mache. Zur Zeit zum Beispiel finde ich es wunderschön, mit all meinen Kindern (tatsächlich sind es „nur“ zwei ;-))immer noch in einem Bett zu schlafen, und sehne mich so gar nicht nach einem Ende dieser Zeit…

    Claudia

  7. Hallo Lieblingstochter,
    ich danke Dir, dass ich hier immer die/Deine Gedanken lesen kann über die wir – vor lauter Spiel und Spaß mit uns und dem „Karieskind“ – es manchmal nicht schaffen zu sprechen. Das hat doch was. das macht mich froh. danke.

    Deine Mama

  8. Manchmal…

    …wenn ich mein Kind kaum noch ertragen kann, weil es einfach so anstrengend bleibt wie es ist – egal wieviel Liebe, Zeit und AP ich investiere – und ich mich wieder mal völlig unzulänglich und erschöpft fühle und den Fehler nicht finden kann…

    …dann tun solche Zeilen unglaublich gut!

    Danke, liebe Nicola, für diese schönen und sehr klugen Gedanken!

    Und danke an die Kommentierenden, die mir wieder einmal klar gemacht haben, dass es nicht darum geht, am Kind etwas zu verändern – auch nicht mit AP… Und ja: Dass man die Anerkennung nicht an den falschen Stellen suchen sollte…
    Denn eines ist ja wohl klar: Auf die Schultern klopfen können wir uns allemal! 😉

  9. Die Karies-Geschichte haben wir auch und mir ist es auch irgendwie superpeinlich, dass meine Tochter so schlechte Zähne hat – trotz gutem Zähneputzen. Von daher, danke!
    Ansonsten denke ich auch, dass man nicht sklavisch einer Ideologie folgen sollte, sondern ganz individuell für sich selbst gucken sollte, was ist für mich und meine Kinder okay, wie möchte ich unser Leben gestalten.

    1. @Micha 3

      Karies ist praktisch eine „Infektionskrankheit“, ich finde es nicht peinlich wenn jemand diese hat. Üblicherweise ist sie dann in der Pupertät schon verschwunden.

  10. Liebe Nica

    vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Das tut mir sehr leid, dass Euer Kind Karies hat! Bestimmt ist es ziemlich schwierig für Euch. Wie wollt Ihr das mit der Behandlung machen? Unter Narkose? Mein Kind macht ja nicht mal bei mir den Mund auf, geschweige denn beim Zahnarzt.

    „AP-Mütter glauben – und bekommen fast überall in der Szene gesagt – dass man bei einem Kind nur die richtigen Knöpfe drücken muss und es wird ein zufriedenes, gesundes, freundliches, unerschrockenes, aufmerksames, kooperatives Baby und Kleinkind sein.“

    Das AP-Mütter so denken, daran ist ganz sicher auch die „Bibel“ Continuum Concept schuld. Dort wird nämlich genau das Bild des ruhigen, zufriedenen, niemals schreienden Babies als Idealzustand beschrieben. Anspruchsvoll, aggressive oder sonstwie auffällige Kinder kommen in dieser Idealwelt nicht vor. Das erzeugt Druck und Stress bei westlichen Müttern, die in Liedloffs Beschreibung das Vorbild für das richtige Leben sehen. Dr. Sears ist da übrigens weniger ideologisch.

    Liebe Grüsse und alles Gute beim Endspurt zu Nr. 2

    1. Hallo bettinazweinull,

      Danke für deinen Bericht.
      Die „Biebel“ Continuum Concept- das ist ein passender Begriff. Als ich das Buch von J. Liedloff kaufte sprach mich mehr das Bild auf dem Cover an. Beim Titel (extrem negativ formuliert) wurde ich schon skeptisch und ich hatte wohl eine gut funktionierende Intuition denn diese warnte mich davor das Buch zu lesen. Also schaute ich erst Mal vorsichtig die Überschriften durch und las nur ein paar Zeilen (jene, wo eine Frau depressiv wurde als sie das Buch gelesen hatte)… Meine Nachbarin kam mir dann zuvor es zu lesen und meinte ich könne es ruhig lesen, aber noch bevor das Baby kommt. Und ich tat es.

      Ich nachhinein kann ich sagen, dass J. Liedloffs Buch einen gewaltigen Dogmatismus schleichend auf sensible Leser(-innen) überträgt. Leider wurde dieser Perfektionismus nach dem Motto „das darf nicht sein/ passieren (z.B. dass das Baby schreit)“ auch bei mir geschürt worden… mittlerweile sehe ich, dass viele Mamis (die ihre Kinder mit der herkömmlichen Methode großziehen) auch mal mehr Zeit für sich haben. Jetzt, da mein Sohn bald 3 wird, merke ich, dass mir das auch gut tut und auch zusteht.
      Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Sohn sich nicht so leicht von mir „löst“ wie andere in seinem alter (ja ich weiß, jedes ist individuell). Stimmmt es also gar nicht: Je mehr Wurzeln (Nähe) ich ihm gebe, desto besser kann der Baum nach oben hinaus wachsen (Loslassen)?? Oder habe ich was missverstanden am CC und ihn zu selten mal meiner Mutter in die Arme gedrückt? (Nebenbei bemerkt ist meine Mutter nicht gerade die Überoma, die sich mal Zeit für ihre Enkel nimmt).
      Wieauch immer, durch Liedloff kam ich zumindest auf windelfrei und das hat prima geklappt! Würd ich wieder machen!

      Gruß aus den Alpen

  11. Attachment Parenting ist nicht der Weisheit letzte Schluss.

    Als aktuell „betroffener“ Vater diagnostiziere ich eine sehr hohe Belastung für die Mutter mit wenig bis gar keinen Raum für etwas anderes als das Baby – ganz nach dem Motto sich selbst und alles andere für das Baby aufgeben.

    AP führt zu einer sehr langen Belastung für die Beziehung, da bei der Hingabe für das Baby die eigenen Bedürfnisse verkümmern und die des Partners ignoriert werden. Das kann natürlich zu Frust und auch zu einer Trennung führen. Das Baby wird sich bestimmt nicht über getrennte Eltern freuen – trotz AP…

    Gleiches gilt natürlich auch für die Beziehung zu (sofern vorhanden) älteren Kindern, die ebenfalls mit einem Mangel von Aufmerksamkeit zurecht kommen müssen. Was nützt AP in den ersten drei Lebensjahren, wenn man sich z.B. als 9-jähriges Kind im Stich gelassen fühlt…?

    In Anbetracht dieser Risiken halte ich die Balance daher für wichtig und gleichwertig mit den anderen AP-Punkten, d.h. bei allem Eifer für das Baby darf man nicht sich selbst, seine Kinder und seinen Partner vergessen.

  12. Meine Zahnärztin hat mir gesagt das das oft von den Eltern aufs kind übetreagen wird. Wenn du irgendwo auch nur ein mini Löch hast steckst du dein kind. Klingt komisch ist wohl aber so 🙂 Aber nichts verzweifeln 😉

    Deinen Beitrag finde ich gut aber es geht doch eher darum das von Müttern erwartet wird alles richtig zu machen ..einfühlsam sein, aufmerksamkeit, liebe und zuneigung schenken und nerven aus draht zu haben.Ich denke durchs AP macht man es sich öfters eher einfacher als wenn man andersrum erzieht.

  13. Hallo 😉
    Habe schon 6 Kinder auf den Arm in den Schlaf gewiegt und sie auf ihren Weg zum Erwachsen werden begleitet und festgestellt, dass man sich nicht nur auf eine Ideologie oder Erziehungsstil konzentrieren soll…..
    Das ist eher Fatal für das Kind und die Familie……

    Jedes Kind ist anders und auf jedes Kind spricht dementsprechend eine andere Art von Erziehung an und das ist die Aufgabe der Eltern, das heraus zufinden und durchzusetzen…..

    Ich denke eine Mischung aus Zuneigung, Liebe, Distanz und Nähe, Grenzen setzen, Freiheiten geben, ohne Schläge und Schreierei bringt viel mehr als strikt sich nach einem Konzept zu halten….

    Wenn man sich solche Ratger und Ideologien anschaut, sind diese von Männern größten Teil verfasst….

    Da frage ich mich in wie weit ein Mann sagen kann Wann, Wie, Wo, Warum und Wielange ein Kind gestillt werden soll ….
    Habe noch nie gehört das ein Mann ein Kind gestillt hätte oder ?
    Nur als Beispiel genannt und so kann man das mit offenen Augen auch auf andere Themen sehen……

    Klar ist ein Mann bedingt an das herranwachsen seines Kindes beteiligt, aber nicht so sehr wie eine Mutter…..

    Und für mich hören sich solche Ratgeber eher so an:
    Gestresste Eltern die scheinbar die Lösung aller Probleme der Probleme gefunden haben, die zudem noch einfach ist, den ein Kind ist kein Individuum sondern ein Formbares Wesen, dass nach unseren Vorstellungen und Normen Kind sein zu hat…

    Kurz um..
    Meine Erfahrung ist..
    Jedes Kind ist anders und auf jedes Kind paßt ein anderes Konzept von Erziehung, die wiederum eine Mischung von allem sein soll nur nicht von Schlägen, Schreiereien und der gleichen…

    AP mag bei einigen Kindern funktionieren oder funktioniert nur teilweise bei den einen Kind, aber dann muss man den Rest mit was anderen Kombienieren……

    Denn schließlich sind wir Eltern die Erwachsenen die ihnen Welt zeigen und das Leben beibringen und nicht irgendwelche Ratgeber….

    Viele Grüße von einer Mama, die gelernt nicht perfekt zu sein und schon garnicht ihre Kinder…..
    Denn auch mit fehlern kann man Leben und daraus lernen…..

  14. Halli hallo ihr Lieben!

    Ich möchte mich hier erstmal ganz herzlich für eure aufmunternden Worte bedanken. Zur Zeit bin ich werdende Mutter und bald alleinerziehende Mutter. Ich habe für mich einen Weg ausgemalt wie es werden könnte. Das heißt, dass ich mein Kind stillen will, es mit mir rumtragen will und auch die Windelfreiheit praktizieren will – jedoch alles mit dem Hintergedanken, dass es auch anders ablaufen kann, wenn es so nicht funktioniert. All das ist aus dem Gedankenwirrwarr über Schwangerschaft, Geburt und Familie entsprungen. Erst vor Kurzem als ich mit einer Freundin darüber sprach habe ich erfahren, dass das alles einen Namen hat.
    Genau wie hier geschrieben wird ist es für mich auch nur eine Anleitung. Ich halte es so wie in der Musik: Ich spiele ein Instrument und manche Töne kann ich auf verschiedene Arten an greifen. Weshalb sollte das nicht auch in der Erziehung so sein? AP ist doch auch auf das Kind abgestimmt. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann will ich kein AP praktizieren, dann bleib ich lieber bei meinem intuitiven-Mutter-sein!

    Liebe Grüße
    Barbara

  15. Liebe Nicola,

    kannst du mir sagen was mit „unerzogenen“ Sicht (wurde im Kommentar unerzogen erwähnt) gemeint ist?
    Stammt das von der Zeitschrift Unerzogen oder wie?
    Ist damit der allgemeine Standpunkt der Zeitschrift zum Thema Erziehung/Umgang mit Kindern gemeint?

    Liebe Grüße und Danke

    Prisca

  16. Hallo Nicola,
    verspäteten Dank für diesen Artikel. Sehr schön ausgedrückt. Das ist der Grund, warum ich mich relativ schnell wieder aus der Unerzogen-Liste und anderen Foren zurückgezogen habe und aufgehört habe, diverse Blogs etc. zu lesen.

    Ich glaube eines der Probleme ist, dass wir selbst meistens eine nicht so schöne Erziehung genossen haben und jetzt alles anders machen wollen. Aber eigentlich auf der Suche sind. Auf der Suche nach einem Programm, das uns alle Lösungen an die Hand gibt. Aber wenn es ein Programm für das Leben gäbe, warum wären wir dann hier?
    Alles Liebe, Andra

  17. ich musste bei deinem Artikel gerade an das Buch „How not to f*** them up“ von Oliver James denken…

    wie wahr es doch einfach es: es ist nicht nur kein Kind wie das andere, sondern auch die Eltern sind unterschiedliche… Wenn die eine sich gut damit fuehlt ihr Kind lange zu stillen, eine andere sich aber dazu zwingen muss, dann kann man den beiden nicht den selben Weg empfehlen… gleiches Spiel mit Kinderbetreuung, wenn eine Frau arbeiten will, dann muss sie nicht daheim bleiben, bis das Kind volljaehrig ist…

    Danke fuer den Artikel – hab ihn gerne gelesen. 🙂

  18. Hallo Nicole,

    habe gerade diesen blog entdeckt und bin begeistert. Auch ich war extrem frustriert, nachdem ich (eh schon mit einer gewissen Skepsis) das Buch von Jean Liedloff gelesen hatte. Meine Intuition hatte mich also schon davor gewarnt. Das Buch übt einen schleichenden Perfektionsduck aus…..glücklicherweise habe ich das bis heute erkannt. Mein Sohn ist etwas über 2.5 Jahre und ich distanziere mich momentan von diesen dogmatischen Büchern die jetzt gerade einen boom erleben…WEIL EBEN VIELES NICHT SO IST, WIE ES DARGESTELLT WIRD und- siehe da- JETZT komme ich MEINER Intuition wirklich näher!
    Danke!

  19. Hallo Nicola und BlogLeser!

    Wie wahr wie wahr, die Perfektion, die Super- Mutti ruft. Ich habe mir auch viel vorgenommen( windelfrei, stillen on demand, etc.) und merke jetzt, dass man alles ganz flexibel handhaben muss, weil eben nicht alles nach Lehrbuch geht.
    Momentan ueberlege ich, ob ich noch weiter stillen kann, da ich seit ca.7-8 Wochen wunde und kaputte Brustwarzen habe, was mit mehr oder weniger Schmerzen verbunden ist. Und glaubt mir, ich habe alles ausprobiert. Verschiedene Stillpositionen, Anlegetechniken, Cremes, Pads, Stillhuetchen etc. Meine letzte Hoffnung ist eine Lasertherapie und die weitere Entwicklung/Wachstum meines Kleinen.
    Aber was ist, wenn es nicht hilft? Bin ich eine schlechte Mutti, wenn ich dann doch auf die Flasche wechsle? Oder frueh mit Beikost anfange?
    Habe ich nicht auch das Recht meine Beduerfnisse zu erfuellen und mich gut zu fuehlen? Ist das nicht auch wichtig fuer die Mutter-Kind-Beziehung?

    Dein Artikel, liebe Nicola, verdeutlicht mir, dass es wichtig ist auch mir etwas gutes zu tun und das es nicht darum geht den Super- Mutti- Award zu gewinnen. Und,JA, jedes Kind jeder Mensch ist verschieden also muessen auch verschiedene Loesungen her.

    In diesem Sinne- nieder mit der Perfektion, her mit dem uns geht es JETZT gut! 🙂

    Alles Liebe,Linda

  20. Ach, den Artikel hab ich bisher irgendwie völlig übersehen. Danke Linda, dass du ihn durch deinen Kommentar wieder hervorgeholt hast. (im Übrigen: Hast du eine gute Stillberaterin an deiner Seite oder hast du auf eigene Faust herumprobiert?)

    Und ich dachte, AP bedeutet nichts anderes, als intuitiv zu handeln. Intuitiv also viel Nähe zum Kind, viel Kommunikation etc. Für mich schließt es nicht aus, auch für mein anderes Kind oder meinen Mann da zu sein. Bedürfnisse befriedigen, ja, aber bezogen auf alle Familienmitglieder inklusive mir selbst.

    Liedloff habe ich auch gelesen, aber es sollte doch schon beim Lesen klar sein, dass die Situation in einem Dorf, wie es dort beschrieben wird, nicht genauso auf unseren westlichen Alltag übertragbar ist. Es herrschen dort doch ganz andere Grundbedingungen. Und eben auch wieder eine große Gemeinschaft, die es durch gegenseitige Hilfe leichter macht, die Bedürfnisse eines jeden zu erfüllen. Das kann eine Mutter oder kleine Familie so nicht leisten. Logisch also, dass damit das Baby eben auch mal weinen muss oder dergleichen.

    Wenn AP also ein Konzept ist, dann ist es unvollständig, denn es berücksichtigt nur die Handlungsweisen, nicht aber die dazu äußeren Gegebenheiten. Infolgedessen führt es leicht zu Frustration, weil es so nicht richtig funktionieren kann. Es ist also allerhöchstens ein Ansatz, wie man mit einem Kind einer westlichen Zivilisation umgehen kann, um sich dem anzunähern, was Liedloff beschreibt.

  21. Danke für diesen Artikel.
    Wir machen AP nicht um ein bestimmtes Ergebniss zu erhalten sondern weil es für uns einfach Sinn macht. AP widerspiegelt unsere Liebe und unsere Einstellung, mehr nicht.
    Ich denke nicht, dass AP “ machen“ zum Ziel haben soll einen bestimmtes „Resultat“ zu erreichen. Ich denke gerade das ist es, was AP von anderen Arten Elternsein unterscheidet.

  22. Warum so dogmatisch?

    Ich kenne keine Verfechter von AP, die sich so stark unter Druck setzen und „perfekt“ sein wollen.

    Im Gegenteil…

    Vielleicht was in den falschen Hals gekriegt?

    1. Hallo Christine,

      gar nicht dogmatisch, nur erfahren. Ich kenne mittlerweile ca. 300 AP-Eltern („Verfechter“ würde ich sie nicht nennen, die sind ja dann eher doch die dogmatischen) und so gut wie alle kennen das oben Beschriebene.
      Aber hey – ich halte nichts für wahr und alles für möglich. Vielleicht was in den falschen Hals gekriegt – klar, das kann auch sein!

      Nicola

  23. Ich finde den Artikel zum größten Teil Quatsch!
    Es geht beim Ap ja nicht darum das ein Kind gestillt werden MUSS, das ein Kind getragen werden MUSS usw.
    Sondern darum auf sein Herz zu hören und dem Kind zu vertrauen.
    Man muss schauen was zu einem und zu dem Kind passt und nicht nach Fahrplan alles richtig machen wollen…

  24. Hallo Nicole!
    Da stolpere ich gerade über deinen Blog und lese, was mich auch gerade gedanklich umtreibt. Danke! Vor dem ersten Kind wusste ich noch genau, wie ich mein Kind erziehen würde. Beim ersten Kind hielt ich mich noch für reichlich toll – trotz Schreierei, Kolik und Schlafmangel. Was waren manch andere für Rabenmütter in meinen Augen! Doch je mehr Kinder ich bekam, um so mehr musste ich einsehen, dass ich nicht Super-Mama bin und jedes Kind anders tickt. Aber ich merke auch, wie das in mir (und wahrscheinlich den meisten Müttern) steckt: Besser sein zu wollen als die anderen. Hübschere, intelligentere, bravere Kinder heranziehen zu wollen als alle anderen. Macht man nur alles richtig, sollte das doch gelingen, oder? Alte Perfektionismus-Falle. Und nun sind meine Jungs alles andere als brav. Sie sind oft laut, nervig und bringen jeden Nachbarn zur Weißglut. Hab ich jetzt versagt? War ich nicht perfekt genug? Offensichtlich. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich vier kleine Kinder habe und zwei davon Jungs im Alter von 3 und 5 sind. Und das Ganze hat gar nicht so viel mit mir zu tun. Schön eigentlich.
    Karies: Habt ihr es eigentlich schon mit den Tipps aus „Cure Tooth Decay“ versucht? Die deutsche Übersetzung gibt es ja jetzt auch (Karies heilen). Nur nicht von dem etwas amerikanischen Stil erschrecken lassen… Für uns hat es das Kariesproblem bei unserer Großen und auch bei mir bis auf weiteres erledigt. Die Karies steht und die Zähne halten sich seit über zwei Jahren trotz großer Löcher zu 99% beschwerdefrei. Vorher hatten wir aber sogar Abszesse. Jetzt werde ich wohl sogar erleben, dass die betroffenen Zähne natürlich ausfallen. Sie wackeln schon. Wünsch euch alles Gute!

  25. Tragt eure Kinder und sie werden wahrscheinlich weniger und kürzer schreien.
    – Stillt eure Kinder und sie werden statistisch gesehen gesünder sein als Flaschenkinder.
    – Schlaft bei euren Kindern und sie werden voraussichtlich besser schlafen und mehr Vertrauen entwickeln.
    – Setzt eure Grenzen und eure Kinder werden in ihrem Tempo lernen, dass ihr Grenzen habt.
    – Bietet euren Kindern das Abhalten an und sie haben die Möglichkeit, euch zu sagen, ob sie das gut finden.

    Das ist es. Nicht mehr, nicht weniger.

    Ja, natürlich. Etwas anderes sollte auch niemand glauben. Ich bewege mich viel in der Szene und kenne kaum jemanden, der das Thema nicht genauso vertritt, wie Du es beschreibst. DAS ist AP. Und das: http://continuum-concept.de/texte/wer-uebernimmt-die-fuehrung.html ist auch Liedloff. Und das hier auch so, wie es ist: http://www.bumbaumel.eu/de/infos/babytragen/v/die-afrikanische-art-des-babytragens.html
    Sicherlich wurden da auch Dinge falsch verstanden. NICHT sich ums Baby/Kind drehen! Es in den eigenen Alltag einbinden und diesem nachgehen, mehr nicht. Selbst das ist für die meisten von uns schon schwierig genug bis unmöglich… aber es „funktioniert“, wenn man so will, am besten (was ist das für ein Wort? Als wären wir Maschinen?), denn es entspricht der menschlichen Natur. Darum braucht man doch gar nicht so ein Tamtam machen… das tun wir nur, weil wir es nicht mehr so kennen…

    1. Dogmatismus und Perfektionismus gibt es in jeder „Szene“ und auf jedem Lebensgebiet.
      Das ist nicht AP-typisch, sondern liegt an jedem selber. Wer eine Ideologie braucht, um alles „richtig“ zu machen, wer eine Erziehungs-Methode „anwendet“, damit etwas FUNKTIONIERT, hat schon verloren. Menschen (auch Kinder) funktionieren nicht so einfach.

  26. bei mir klappt das AP, ich finde unter Müttern gibts nur leider so einen dummen konkurenzkampf das wenn mal was nicht klappt dann gegen seitig gedisst wird. Jeder soll es doch bitte so machen wie er es für seine Kinder ganz individuell für Richtig hält. Es gibt übrigens kein Richtig kein Falsch mit seinen eigenen kindern.Geht eurem Herzen nach. Ich Persönlich, finde ich kann viel für mich aus den Ratschlägen von Julia Dibbern und so gewinnen. Nicht alles mache ich so nach Lehrbuch ich bin aber echt eine schon von Natur aus die alles so natürlich wie möglich machen will. Für mein Baby und mich. Natürliche Geburt, Stillen war am Anfang auch für mich Horror habe aber nicht aufgegeben und Stille mein Baby. Windelfrei weiß ich nicht, ich hatte noch keine richtige Zeit mich damit zu befassen, aber ich finde es gut auf das Baby zu Achten wann es was möchte und braucht. Diese Phase hat man doch nur einmal, ist doch schön am Ende, sie werden viel zu schnell groß. Macht euch nicht verrückt und ärgert euch nicht über irgendwelche Ansätze oder Theorien, sehts nicht als Konkurrenz, nur als Leitfaden oder Insperation. Bleibt locker das ist eh das Beste fürs Kind.

  27. Danke für diesen artikel. Bei meinem ersten kind wollte ich auch alles richtig machen und habe mich allwisend gefühlt mit meinen ideen, bloß keinen zucker, kein fernsehen, keine fertiggläschen und wenn das baby stöhnt sofort hinrennen. Tja und dann kam das zweite kind, das keinen selbst gekochten brei mochte, nur durch muttermilch nicht satt wurde und selbstverständlich auch was von den keksen vom großen bruder abhaben wollte und nicht beim sandmann des raumes verwiesen wurde… Ich habe gemerkt, dass ich es als mutter sowieso nie allen recht machen kann, ich kann es höchstens so machen, dass es für meine kinder passt und manchmal eben auch das nicht, weil ich nämlich nur ein mensch und keine maschine bin, weil ich auch noch einen job und freundinnen und ganz nebenbei einen mann habe die auch teil meines lebens sind und die ich weder wegschieben kann noch will. Und ich bin schließlich auch noch da. Und ich habe nun mal keinen bock ständig verfügbar zu sein. Und seit ich gelernt habe mir zu erlauben, dass auch nicht immer zu müssen geht es mir besser! Und ich finde das wichtigste was mütter lernen können ist, in den anderen müttern keine konkurentinnen zu sehen mit denen man sich messen muss, sondern mitstreiterinnen. Und ich habe ganz klar für mich entschieden, dass ap gut und schön ist als konzept, aber für mich tatsächlich nicht funktioniert hat ich aber anteile daraus durchaus gerne genutzt und genoßen habe. Und meine tochter hat auch karies…

  28. Also AP ist an sich eine geniale Sache, aber sowas, wie du es beschrieben hast geht natürlich gar nicht. Es ist genauso wie mit der Religion, irgend jemand hat was ganz gutes erfunden und jeder Depp nudelt es für sich um, um andere blöd dastehen zu lassen.
    Traurig sowas, aber AP an sich sollte bitte niemand schlecht machen, da der Grundgedanke ein genialer ist – für die Hennen, die sich für oberschlau halten kann ja der Gedanke nichts 😉

  29. Ich habe noch nie gehört, dass aus dem Ansatz des attachment parenting heraus Empfehlungen gegen Impfungen gemacht werden. Ich habe das Gefühl, dass hier der Waldorf-Ansatz und AP vermischt worden sind. Attachment parenting bezieht sich allein auf die Beziehung zum Kind. Und die besten Vertreter des AP betonen auch immer wieder, dass sie Hilfestellungen geben wollen, aber dass Eltern letztendlich für sich entscheiden müssen, wie sie ihre Beziehung zum Kind ausgestalten wollen.
    So finden sich auf der AP-Website auch Empfehlungen, wie man die Bindung zum Kind intensivieren kann, wenn man sich entschieden hat, die Flasche zu geben: http://www.attachmentparenting.org
    Alles ganz weit entfernt davon zu behaupten, es gäbe den einen richtigen Weg.
    Aus dem Ansatz des attachment parenting lassen sich auch keine Aussagen treffen wie „Dein Kind isst nicht? Hast Du mal deine eigene Haltung zum Essen hinterfragt?“. Das klingt mehr nach einem verqueren psychoanalytischem Ansatz. Tatsächlich empfiehlt attachment parenting das Kind nicht zum Essen zu zwingen, Essen nicht als Belohnung einzusetzen und möglichst einen gesunden Lebensstil vorzuleben und gesunde Essensalternativen anzubieten. Ganz harmlose Empfehlungen, die wohl fast jede Mutter beherzigt.
    Das ist keine substantielle Kritik, sondern ein enttäuschend oberflächliches Pamphlet.

  30. Ich finde es absolut dämlich wir hier alle AP Eltern über einen Kamm geschert und bloßgestellt werden. Dieser Artikel resultiert aus einem echt geringen Selbstvewusstsein und ist lediglich ein Versuch zu sagen „die anderen sind nicht perfekt, weil ich es auch nicht bin!“ Dabei ist die Aussage selbst absolut richtig. Und ich kenne auch genug Eltern, AP oder nicht, die rumlaufen als hätten sie die große Elternweisheit mit Löffeln gefressen. Daraus aber zu folgern dass AP grundsätzlich Quatsch ist, ist absolut unsinnig. Wie selber erziehen auch nach AP und es geht uns gut damit. Wir sind aber weit davon entfernt ein perfektes Familienleben zu führen. Es gibt immer mal Probleme wo irgendwas eben nicht funktioniert. Und um „Knöpfe drücken“ geht es bei AP wirklich nicht. Sorry, da würde es schon Sinn machen, sich wirklich mit dem Thrma zu beschäftigen bevor man so einen Artikel schreibt. AP ist schon etwas mehr als das was einen irgendwelche Ökotanten davon erzählen. Ich dand deine Haltung echt intolerant.

    1. Hi Petra,

      hm, wo werden denn AP-Eltern an den Pranger gestellt? Welche Stelle genau meinst Du? Und meinst Du wirklich, du kannst guten Gewissens aus einem einzelnen Blogartikel heraus über das Selbstbewusstsein einer Dir sonst fremden Person urteilen?

      Dass AP grundsätzlich Quatsch ist – wo steht das? Wo liest Du das?

      Woher weißt Du, dass ich mich mit dem Thema nicht ausführlich beschäftigt habe (als Gründerin des Artgerecht-Projektes (www.artgerecht-projekt.de), Kursleiterin, Vortragende auf bundesweiten AP-Kongressen und Wissenschaftsjournalistin kann man das getrost von mir erwarten).

      Ich frage mich: Hast Du den Artikel und die Ironie darin, das zwinkernde Auge gesehen oder verstanden?

      Es zwinkert Dir zu,
      😉
      Nicola

  31. Oje, Du hast so recht in Bezug auf einige Eltern, die permanent ihre Sichtweise von AP zum besten geben.
    Allerdings liegt es nicht am AP. AP bedeutet doch einfach nur eine Bedürfnis-orienterte Elternschaft. Es geht darum, das Kind kennenzulernen und ihm zu geben, was es braucht. Viele Eltern wenden allerdings ihre erlernte Sicht von Erziehung (Erziehung=Abspülen eines bestimmten Programms) auf das AP an und folgern: Das Kind muss nur getragen, gestillt und abgehalten werden, dann ist alles supi. Es fehlt ihnen an Selbstreflexion. Ich sehe AP vor allem unter dem Grundsatz „Erkenne Dich in Deinen Kind und nehme Dich so an, wie Du bist. Lehnt das Kind z.B. die Brust ab, dann kann es damit tatsächlich auf einen inneren Konflikt der Mutter hinweisen. Dann wäre die Flasche deutlich bedürfnisorientierter, als das Kind krampfhaft an die Brust zu bekommen. Oder aber die Mutter kann versuchen ihren eigenen inneren Konflikt zu lösen. Das ist aber jedem selbst überlassen.
    Du scheinst da auf einem guten Weg zu sein 😉

    Lg Jasmin

  32. Habe eigentlich nach was anderem gesucht, bin aber froh auf diesen Artikel gestossen zu sein.
    Er hat mir aufgezeigt, dass ich auf meinem Weg wieder ein bisschen mehr die Mitte suchen muss, hin zum ‚Babys Bedürfnisse sind nicht mein einziger Lebensinhalt‘. Ich habe mich wohl zu lange in dogmatischen Foren rumgetrieben und bin froh, dass mir mit deinem Text wieder klar gemacht wurde: Mein Bedürfnis nach Unabhängigkeit vom Baby ist nicht egoistisch. Ich fühle mich gleich viel leichter und kann nun auch plötzlich wieder sehen, welchen Weg ich gehen kann, damit es für mich wieder stimmt.

    Danke

  33. Karies .. vielleicht falsche Zahncreme ohne Flour. Irgendwie sehe ich hier Paralellen zur alternativ-medizinischen Ideologien, alles bewaehrte ist ’negativ‘ besetzt und an ‚Pech‘ ist man immer selbst schuld.

  34. Ich lese seit vielen Jahren Mamablogs, manchmal intensiver und manchmal weniger. Manchmal ärgere ich mich auch sehr.

    DAS ist der allererste Post, den ich je in einem Blog gelesen habe, weil er authentisch und ernsthaft erklärt: Jeder Mensch ist anders und jede Familie und das ist genau richtig so.

    Nur wenige Blogger können tatsächlich bei wichtigen Themen den Blick offen halten und undogmatisch und ohne Mitleid etwas niederschreiben, was ihnen am Herzen liegt!

    Also 1000 Dank für diesen Post und diesen schönen Blog!!!

  35. Hey nichts funktioniert weil Menschen eben nicht funktionieren.
    Das wichtigste ist einfach ein liebevoller, entspannter Umgang miteinander. Ich impfe mein Kind weil ich Impfen wichtig finde. Ich gebe meinem Kind einen Schnuller weil ich auch ab und zu meine Ruhe brauche. (Allerdings erst seit sie einen Monat alt ist um Saugverwirrung zu vermeiden) Aber ich stille und will lange stillen, sie schläft bei uns im (Beistell-) Bett. Windefrei habe ich zuspät gerafft und jetzt hat sie die Singnale verlernt und ich schaffe das so nicht.
    Das wichtigste ist aber, sie wird immer mit Liebe und Respekt behandelt.
    Sie wird warscheinlich auch mal Karries bekommen einfach weil ihre Eltern nicht die tollsten Zähne haben.
    Das ist halt einfach so.
    Ich frage mich warum man sich ständig vergleichen und messen muss.
    Lebt, liebt, habt Spaß, alles im eigenem Tempo.

  36. Hallo,

    bin erst vor kurzem auf diesen Artikel gestoßen und wollte gerne auch noch was dazu sagen. Also erst einmal natürlich: Inspirierender Beitrag! Vielen Dank. 🙂 Es zeigt denke ich gut die Tücken des Lebens auf – dh. wie leicht man sich in irgendwelchen Ansichten verrennen kann, ohne es zu merken.

    So, wie mache ich weiter? Vielleicht damit:

    Ich habe vor einiger Zeit diese Doku angeschaut – „Mütter, Väter, Steinzeitbabys“ (https://www.youtube.com/watch?v=jyDE9CW5eww). Es lohnt sich wirklich sehr, den Film mal gesehen zu haben! Absolute Empfehlung. Jedenfalls sind mir danach so einige Dinge durch den Kopf geschwirrt, die auch sehr gut zu deinem Artikel passen…

    Ja, unsere Babys sind definitiv Steinzeitbabys! Aber was heißt das eigentlich genau? Dass es nur AP braucht, damit die Babys auch so sind wie die Affenkinder beispielsweise? Wie kann man überhaupt auf die Idee kommen, dass AP die Lösung aller Probleme ist und mustergültige Babys und Kleinkinder hinterlässt?

    Keine Frage, AP kann, wie du selbst schon geschrieben hast, durchaus viele positive Effekte haben. Aber was, wenn nicht? Heißt das, AP ist grundsätzlich falsch oder könnte kein allgemeingültiges Rezept für Babys/Kinder sein? Glaube ich kaum, aber wir vergessen vielleicht oft eines:

    Wir leben einfach nicht in der Umgebung, in der z.B. die gezeigten Affen mit ihren Babys und Kindern leben (siehe obige Doku). Unser Umfeld ist technisiert und künstlich, isoliertes Kleinfamilienleben überwiegt, Gruppenbildungen erfolgen nicht durch eine natürliche Dynamik und unser Leben ist auf eine Art und Weise aufgesplittet, wie es das niemals zuvor gab. Nicht mal das Essen ist so wie früher. Genauer gesagt gab es die meisten Gemüse- und Obstsorten, die wir heute kennen, ganz früher nicht einmal. Das sind lediglich Züchtungen und in ihren ursprünglichen Wildformen kaum oder gar nicht genießbar gewesen.

    Und auch der Stress, dem wir heute ausgesetzt sind, den gibt es in dieser Form in der Natur da draußen nicht ansatzweise. Natürlich gibt es da auch Stress, aber in einer anderen Form und eben kein chronischer Zustand, sondern etwas, das vorüber geht (Stichwort Gefahren). Wie viele Schwangere ich aber heutzutage erlebe, die in einem chronisch gestressten Dauerzustand sind? Ich kann es gar nicht mehr zählen. Das sind oft einfach Umstände, die völlig gegen unsere Natur gehen, denen man aber nicht immer so leicht entfliehen kann.

    Und was macht dieser chronische Stress und anderes Erleben im Mutterleib beispielsweise mit den Babys? Ist ja nicht so, als ob die als unbeschriebene Blätter zur Welt kommen.

    Ein weiteres Beispiel wäre auch noch die Aggression. Hierzu ist das Buch von Joachim Bauer recht erhellend („Schmerzgrenze: Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt“). Einen Einblick in die Thematik gibt es beispielsweise hier: http://www.freiwilligfrei.info/archives/3543

    Ich möchte daraus kurz zitieren:
    ———————————————–
    „…Was ist nun aber mit dem Aggressionstrieb – kann dieser in irgendeiner Form nachgewiesen oder, im Gegenteil, eindeutig widerlegt werden?
    Diese Frage lässt sich ganz klar beantworten: Das einzige neurobiologische System, welches die Macht hat menschliche Verhaltensweisen im Sinne einer Triebhaftigkeit zu verstärken, ist im sogenannten Mittelhirn zu finden – man nennt es auch Motivationssystem. Dieses schüttet bei bestimmten Bedingungen Wohlfühlbotenstoffe aus, die zu Lust, Wohlgefühl und Vitalität führen. Und diese Voraussetzungen haben vorallem mit positiven zwischenmenschlichen Beziehungserfahrungen zu tun! Es werden z.B. keinerlei Botenstoffe ausgeschüttet, wenn jemand aggressives Verhalten zeigt ohne vorher bereits selbst provoziert worden zu sein. Die Aktivierung des Motivationssystems bleibt ebenfalls aus, wenn soziale Akzeptanz und Gerechtigkeit verweigert wird. Auf lange Sicht führt das dazu, dass gesund erhaltene Botenstoffe abfallen, was wiederum psychische und körperliche Erkrankungen verursacht. In massiver Weise ungerecht behandelt zu werden aktiviert sogar das neurobiologische Ekelzentrum. Aus den Fakten, die sich aus der Neurowissenschaft ergeben, lässt sich darüber hinaus noch sagen, dass die Verweigerung von sozialer Akzeptanz und Gerechtigkeit aus Sicht des Gehirns sogar wie körperlicher Schmerz wahrgenommen wird.

    Aggression ist in Wirklichkeit, wie die Angst, kein Trieb, sondern ein reaktives Verhalten, d.h. dazu da um äußere, ungünstige Umstände zu bewältigen. Dieses kommunikative Signal soll auf nicht akzeptable soziale (und körperliche) Schmerzen hinweisen und diese in irgendeiner Form beheben.

    Immerhin lässt sich auch sehr schlüssig belegen, dass die meisten Gemeinschaften, in denen wir heutzutage einen Großteil unserer Zeit verbringen müssen, in Wirklichkeit Mangelgruppen sind – d.h. gekennzeichnet durch einen Mangel an Zuneigung und Anerkennung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Mobbing in Mangelgruppen wie Schule oder Arbeit kein Fehler im System darstellt, sondern erst durch diese Strukturen hervorgebracht, ja geradezu gezüchtet wird. Denn gerade weil es in unserer Gesellschaft hauptsächlich um Konkurrenz geht, der einzelne aggressive Taktiken auffahren muss, um andere auszustechen, jeder entbehrlich ist – Schwäche und Andersartigkeit also lediglich Angriffspunkte und keine Stärken darstellen – kann Mobbing nur die logische Konsequenz sein. Solange sich also die Gruppenstrukturen, in denen Menschen einen Großteil ihrer Zeit verbringen (müssen) nicht ändern, wird sich auch dieses Problem nie beheben lassen. Es bleibt – wie in vielen anderen Bereichen auch – nur am herumdoktorn von Symptomen. Dabei sind fehlende Zugehörigkeit und Zurückweisung durch andere Menschen nach den jetzigen Erkenntnissen die stärksten und wichtigsten Aggressionsauslöser die es gibt.“
    —————————

    Das heißt für mich: Wir können einfach nicht erwarten, dass Babys und Kinder so sein können, wie beispielsweise der Nachwuchs von unseren engsten Verwandten da draußen in der Natur. Unsere kränkelndes System, unsere kränkelnden Gruppenstrukturen und überhaupt unsere kränkelnde Umwelt stehen dem absolut entgegen. Und wir müssen uns darin bewegen und leben – können uns dem nicht einfach entziehen.

    Also gibt es nirgendwo ursprüngliche Kinder in unserer modernen Zivilisationen – wie soll das funktionieren? Wie soll denn bitte AP kleine Musterkinder erzeugen, wenn es an vielen anderen Dingen einfach komplett hakt? Die Umwelt gestaltet die Kinder doch auch und das ist kein vernachlässigbarer Anteil.
    Und seien wir mal ehrlich: Wir sind auch keine mustergültigen Affeneltern. Unsere Prägungen aus unserer eigenen Kindheit stecken zu tief drin, als das wir sie mit ein paar aufklärenden Büchern über Bord werfen könnten. Und unsere Umwelt ist unserer menschlichen Natur leider viel zu oft entgegengesetzt, was sich eben auch wieder auf die Interaktionen mit unseren Kindern auswirkt.

    Und zu deiner persönlichen Geschichte mit eurem Kind:

    Das kann ich so gut verstehen! Ich habe drei Kinder daheim und das mittlere und jüngste bekamen plötzlich Karies. Aber zum Glück hat mir niemand gesagt, wir sollten uns Gedanken machen, was uns unsere Kinder sagen wollten. Ich weiß nicht, wie ich dann reagiert hätte. 😉
    Und ja, wir dachten auch wir würden uns super gut ernähren (Vegan, Öko, Smoothies, viel Rohkost usw). Kann doch gar nicht krank machen oder? Leider sind wir diesbezüglich hart und schmerzhaft auf dem Boden der Realität aufgeschlagen, als einige Zähne, vorallem beim Jüngsten, immer weiter zerbröckelten. Das mit den Zähnen hat uns echt fertig gemacht. Jeder Tag war eine Qual. 🙁

    Noch schlimmer war es mitanzusehen, wie andere Kinder die schon mit 7 Monaten Zuckerkekse reingestopft bekamen, keine derartigen Probleme hatten! Und unsere Kids konsumierten nichtmal Zucker! Keine Fertigprodukte, nichts. Nur Obst und zwischendurch mal naturbelassene Trockenfrüchte! Ich war echt fertig mit der Welt, ganz ehrlich.

    In meiner Verzweiflung habe ich mich dann auf die Suche nach Informationen gemacht, was uns fehlen oder was dies verursacht haben könnte. Und siehe da, ich wurde fündig und konnte bei beiden den Zahnverfall erfolgreich zum Stoppen bringen! Unser jüngstes Kind, jetzt bald fünf, hat nun zwar seit circa 2/1/2 Jahren anstelle von den schönen oberen Eck- und Schneidezähnen nur noch Zahnstümpfe drin, aber keinerlei Schmerzen, keine Entzündung, nichts. Einem anderen Kind, welches ich kenne und das bei den Milchzähnen ähnliche Probleme hatte, mussten die kläglichen Platzhalter leider gezogen werden, wegen massiver Zahnfleischentzündung.

    Ich bin froh, dass ich den Verfall bei beiden stoppen konnte, denn es ging wirklich rasend schnell und war ein Wettlauf gegen die Zeit. Geholfen hat uns das Buch von Ramiel Nagel „Karies heilen“. Wir haben das ganz strikte Programm verfolgt und auch angefangen Fleisch, Fisch und Innereien zu essen. Das Lebertran-Butterölgemisch gibt es seitdem auch täglich für die Kids (tlw. auch zwei-drei TL). Wir haben auch angefangen komplett auf Getreide zu verzichten, Nüsse u.ä. stark zu reduzieren und ernähren uns auch Paleo. Das hat sich nochmal ganz stark auf jegliche Anfälligkeit für Infekte ausgewirkt.

    Das bringt mich wieder zu dem, was ich ganz oben geschrieben habe: Viele Menschen da draußen denken doch auch nur (genau wie wir), sie würden sich bewusst und gesund ernähren aber ob es wirklich so ist, muss man erst noch herausfinden. Da sind sie doch auch wieder, die Tücken des Lebens. So leicht und so schnell verrennt man sich in Ideologien und schafft es nicht mehr über den Tellerrand hinauszublicken.

    Alles Liebe,
    Petra

  37. Hallo
    Dieser Blogeintrag ist ja schon eine Weile her. Ich suche im Momentein wenig Hilfe, deshalb schreibe ich hier. Weshalb ich überhaupt hier bin, wegen windelfrei denke ich. Habe dann herausgefunden, dass diese Sachen die ich mache Attachement parenting heisst.
    Ich wollte kein WINDELfrei machen, ich wusste dass es das gibt, da eine Kollegin es macht.
    Mein Sohn hat dann aber viel geweint, weil seine StoffWindeln nass waren. Ausserdem wollte er manchmal plötzlich raus aus der Trage oder Tuch, weil er mal musste. Das wusste ich am Anfang noch nicht. So fing ich auch an mit windelfrei.
    Ich glaube mir ist das aber zuviel. Er ist jetzt drei Monate alt und muss viel Pipi und Gross auch. Und für Gross braucht er eine Weile. Bin ihn also viel am abhalten. Ich weiss gar nicht genau wie ich rausgehen kaann, weil er macht ja nicht in die Windeln, er stösst sich dann immer gegen und weint. und wenn ich ihn ja dann sowieso aus der Trage nehmen muss, kann ich ihn ja auch gleich abhalten. So eigentlich die Theorie. Ich finds aber kompliziert mit Backup und wo abhalten etc. ausserdem aus dem bus aussteigen ,wenn er muss.

    Es gab mal eine Situation, da waren wir im Bus und er wollte aus dem Tuch raus. Ich hab ihn drin gelassen und er weinte ganz fürchterlich fest. Ich dachte, er möchte trinken und habe ihm den Finger zur Beruhigung an den Mund gegeben. Als wir dann zu Hause waren und ich ihn ansetzte da machte er dann kurze Zeit später Gaggi in die Windel. Ich glaube da hatte ich ihn noch nicht oder nur manchmal abgehalten.

    Also was soll ich tun? Er zwingt mir ja das Windelfrei fast auf. Die andere Möglichkeit denke ich, ist einfach WWW anzuziehen damit es sich nicht nass anfühlt und seine Signale ignorieren, dann hört er wahrscheinlich irgendwann damit auf.

    Was ich immer interessant finde zu lesen, ist das man den Babys sagen kann: Ach jetzt hast du ne Windel um, mach doch in die Windel.
    Das kann ich mir gar nicht vorstellen wie das gehen soll. Klar, bevor ich ihn abgehalten habe ist es ja auch irgendwie gegangen, aber ich musste ihn dann auch „trösten“ und herumtragen und konnte nicht ruhig schlafen.

    Das bring ich aber wahrscheinlich nicht übers Herz und ich find die windelei und das Wegwerfen ja auch sowas von nicht gut.
    Wo wir dann ja beim nächsten Thema wären. Der ganze Umweltschutz und das ÖkoLeben das ich gut und gerne führe. Das machen wir doch für uns und unsere Nachkommen oder nicht? Aber ich habe das Gefühl in dieser Konsumgesellschaft zu leben ist viel einfacher wie sich davon zu distanzieren.

    Interessant finde ich auch das letzte Posting von Petra oben. Ich habe mich seit meiner Jugend auch mit Ernährung beschäftigt und ernähre mich vegan. Ich bin auch schon auf Paleo gestossen und fand es auch interessant. Ich würde aber nur demeter Fleisch essen wollen, ich glaube es wäre für mich zu teuer.
    Ich habe mehrere Jahre auf verschiedenen Bauernhöfen gearbeitet und aufgrund meiner Erfahrungen mich entschieden mich vegan zu ernähren.

    Ich hatte vorher genau diese Gedanken, bevor ich den Blogeintrag las. Was ist, wenn ich einfach „normal“ wäre. Wenn ich einfach im Döner Stand etwas kaufen könnte und Wegwerfwindeln und Schnuller hätte.. (ev. noch Kinderwagen..) Dann hätte ich viel mehr Freiheit. Mir geht es hier um die gesamte Lebenseinstellung.

    Das mit AP und windelfrei ist doch ein Rückschritt in der Emanzipation. Es fesselt Frau an Heim und Kind.
    Und das Problem mit Essen unterwegs kaufen hatte ich ja früher schon, seit ich mich gesund ernähren möchte und nicht diese Zusatzstoffe essen möchte. Seit ich mich vegan ernähre natürlich noch mehr.
    Ich muss hald dazu sagen, ich bin einfach nicht geschaffen fürs Hausfrau sein und zweimal am Tag kochen und am herd stehen statt draussen zu sein ist für mich schon ziemlich mühsahm.

    Hat man dann als „normale“ Mutter mehr Zeit, oder hat man dann generell weniger Zeit mit Kind? Also so theoretisch hab ich mir das so vorgestellt, dass ich mit meinem Kind überall hin kann, weil ich kann es ja auch überall stillen und ab und zu muss ich ihm die Windeln wechseln..
    Ich dachte damals noch, für mich sei es kein Problem auch draussen mit Stoffwindeln zu wickeln. Doch wenn ich sie nach jedem Pipi wechseln muss, geht das für mich wohl doch nicht mehr..

    Vielleicht kann mir jemand einige gute Ratschläge geben..

  38. Wow,
    i hab seit langem keinen so guten Artikel gelesen!

    Du schreibst ja auch das meist Intellektuelle diesen Weg einschlagen, ich glaube da ist die Tendenz gegeben das nur EINE RICHTIGE FORMEL existiert bei der das Ergebnis 1 lautet.. Und funktionieren müssen ist im deutschen Gruppengedächtnis tief eingestempelt.. Da gibt man sich schon eher selbst auf, als das das Kind ggü. der verwandtschaftlichen Meinung Defizite aufweist.. 🙁

    Bzgl. der Karies-Problematik habe ich ein interessantes Buch gelesen: „Karies heilen“ – demnach gibt es keine schlechte Veranlagung, sondern alle Missstände ruhen auf der modernen Ernährung. Dazu gehört nicht nur Zucker und Weißmehl.. Die Empfehlungen lassen sich auf regionale biologische Erzeugnisse anwenden, sind aber nicht Vegetarier tauglich.

  39. Hey,
    Danke für diesen Artikel! Er spiegelt wiedrr, was ich mir auch schon seit einer Weile denke. Die Erltern von heute sind so einem wahnsinnige Druck ausgesetzt, alles nur erdenkliche für den Nachwuchs tun zu müssen und dann zusätzlich noch der Druck, auch noch entspannt zu bleiben. Aber dürfen Eltern denn gar keine eigenen Bedürfnisse oder Grenzen haben? Ist das Ziel, alle Lebensenergie in das Kind fließen zu lassen? Wo gibt es mal Ratgeber oder Kurse dazu, wie man Eltern auch die eigenen Bedürfnisse erfüllt bekommt?
    Bei mir ist das so, dass ich mein Baby nicht lange tragen kann, weil ich so extrem verspannte Schultern hab. Ich kann auch nicht mit dem Kind im selben Bett schlafen. Sie wälzt sich so herum und ich hab so einen leichten Schlaf, oft muss ich sogar im Nebenzimmer schlafen, damit ich am nächsten Morgen halbwegs fit bin. Abhalten klappt hier bedingt, aber windelfrei nicht, dafür bin ich nicht entspannt genug und die Kleine macht nicht gut mit.
    Also, bin ich jetzt eine schlechte Mutter? Die Kleine entwickelt sich bis jetzt ganz super, ich denke nicht, dass ich allzu viel falsch gemacht habe.

  40. Vielen lieben Dank für diesen wunderbaren Text!
    Du sprichst mir so dermaßen aus dem Herzen…. vor allem hier:
    „Aber vielleicht war AP für uns richtig, weil wir uns die Frechheit erlaubt haben, das Konzept an uns anzupassen und nicht umgekehrt“
    (Ich habe zwei Kinder, eins davon mit Karies bereits im 2. Lebensjahr, eins mit tiptop Zähnen bis heute; logisch praktisch nicht zu erklären).
    Auch wenn meine Flöhe jetzt schon 5 und 8 sind, werd ich mir dein Buch auf jeden Fall zulegen 🙂

  41. Danke für diesen Kommentar, er trifft alle Punkte in mir, die wunden und die ehrgeizigen, die verletzten und die liebevollen. Ich habe jetzt 3 Jahre gekämpft, auch immer nach dem Motto „du musst alles versuchen“ Habe „unsere“ Methode verteidigt wie eine Löwin…“wie, du stillst nicht! Bist du denn wahnsinnig…“ und was ich nicht noch so alles von mir gegeben habe. Nun kam nach 3 Jahren, 2 Kindern, 18 Monate Tandemstillen der Tiefpunkt…nix geht mehr. Alles aufgebraucht bis zur totalen Selbstaufgabe. Und dann dieser Artikel, bäm! Nun habe ich das Gefühl ich wollte mich auf einer Ideologie ausruhen, denn im AP war ja alles für mich vorgegeben, mach es so und alles wird gut. Aber so einfach ist es nicht, denn sobald einer auf der Strecke bleibt im Gesamtgefüge Familie, ist der Plan und die perfekte Ideologie gescheitert. Die Idee des AP finde ich nach wie vor gut, aber wie Nicola schon schreibt, es muss zu uns passen, es wandelt sich, es dehnt sich aus oder reduziert sich. Wie wir es gerade brauchen. Wenn es allen gut geht, haben wir den richtigen Weg eingeschlagen, aber auch da liegen immer wieder Steine oder Bäume auf der Straße und wir müssen überlegen.
    Liebe Grüße,
    Astrid

  42. Hallo, ich hatte keine Ahnung von AP und bin erst durch diese Analyse drauf gestoßen, dass es so etwas gibt. Ich war im ersten Moment erschrocken. Denn ich hatte mal irgendwo ein Erziehungsratgeber von Anno- dazumal in der Hand, über den damals populären Lasse- Faire Erziehung. Wurde ebenfalls von „alternativsuchenden“ Eltern gehypt wie sonstwas. Im nachhinein stellte sich raus: So richtig der große Wurf war das auch nicht. Mich erschrecken die übereinstimmenden Argumente, für Lasse Faire und Dieses AP. Ich bin froh, das meine Kinder 11, 11, (Zwillinge) und 6 Jahre alt sind. Unser kleiner wird Samstag eingeschult. 🙂 Sonst würde ich mich wahrscheinlich doch mal versuchen, mit AP, weil es „könnte“ ja klappen. Ich hatte auch bei den Zwillies das „jedes Kind kann schlafen lernen – Buch“ weil ich so wahnsinnig Müde war. War auch nicht das Wahre. Ein Erziehungsratgeber, (oder Eltern), die vorgeben, auf alles eine Antwort zu haben, sind keine guten Ratgeber. Meiner Meinung nach ist jeder, in jedem Bereich, nicht nur bei der Erziehung meint alles zu Wissen, kein guter Ratgeber. Menschen funktionieren nicht nach Schema „F“. Keiner von uns. Deswegen kann man keine Antwort wissen. P.S. die captcha-Codes sind super. 😀

  43. Hallo!
    Bin gerade über deinen Artikel gestolpert, der mir aus der Seele spricht. Lange bin ich meinem perfekten Mutterbild hinterrhergehechelt, habe meine eigenen Bedürfnisse ignoriert und versucht mein „High need“ Baby/ Kleinkind 100% zufrieden zu stellen. Andere Mütter in meinem Umfeld machen sich viel weniger Gedanken und haben ein zufriedenes Baby. Jedes Baby/ Kind ist einfach anders.
    Meine Tochter hat leider auch Karies (sie ist erst 2), die oberen 4 Schneidezähne mussten ihr unter Vollnarkose gezogen werden. Leider glaube ich, dass das Karies weiter fortschreitet, denn sie lässt sich kaum die Zähne putzen und gewaltsames Halten ist keine Option für mich. Sie wird gestillt, hat nie ein Saftflascherl oder einen Schnuller gesehen und selten Süßes bekommen. Mir tut das so leid und ich schäme mich so, dass ich sage, sie hätte einen Zahnunfall gehabt.
    Wie ist die Kariessache bei euch weitergegangen?
    Bin zur Zeit echt verzweifelt!
    Liebe Grüße,
    Elisabeth

  44. „Jede Familie muss selbst herausfinden, was für sie funktioniert. “ Genau. Denn wenn man denk: Oh Himmel, was muss ich bloß wie machen? Wa sist gerade „in“? Wie mach ich es richtig und wer sagt mir, was richtig und was falsch ist? ..dann haben die Eltern Stress, der überträgt sich aufs Kind und am Ende sind alle frustriert. Viele Dinge können helfen, sind tolle Anregungen, sollen unterstützen…doch wenn man merkt, dass das eine oder andere eben nicht in der Familie funktioniert, dann muss oder sollte man das akzeptieren. Und sich darüber freuen, einen eigenen Weg gefunden zu haben. Eine Freundin hat ihr Baby bei sich schlafen lassen (vielleicht auch, weil man das ja so macht) und am Ende festgestellt, dass das Baby und auch sie selbst viel besser schlafen, wenn jeder in seinem Zimmer zur Ruhe kommen kann. Also wieso krampfhaft an etwas festhalten, was am Ende nicht zu einem passt? Danke für den schönen Artikel! 🙂 Und nochmal: „Jede Familie muss selbst herausfinden, was für sie funktioniert. „

  45. Habe mir nicht alles durchgelesen… Aber „nur Akademiker oder Intelektuelle“ die dieses AP machen halte ich für ein Gerücht. Zumindest sind es sicher keine naturwissenschaftlichen Akademiker… und wenn „Intelektuell“ eher „Pseudo-Intelektuell“ mit zu viel Zeit im Leben…

  46. Liebe Nicola,

    dein Beitrag spricht mir aus der Seele, hat mir aber auch mal aufgezeigt, wie AP verstanden werden kann.
    Für mich stellte sich bisher außer Frage, dass AP eine individuelle Geschichte ist- nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass es Eltern gibt, die mit AP feste „Regeln“ verbinden.
    Ich bin eine „alte“ Mutter, habe jetzt mit 30 mein erstes (mit Pech vllt das einzige) Kind bekommen und habe ab dem zweiten Tag mit Kind zuhause AP begonnen- auf meine Art. Ich tue nur das, was mein Bauch und mein Kopf und mein Gefühl miteinander vereinbaren können und sicherlich habe ich hier und da meine Zweifel aber auch eine innere Gewissheit, dass es das richtige für uns ist.
    In unserem Fall heißt es:
    Das Kind schläft von Beginn an mit im Bett (da der Papa nur am Wochenende da ist, tue ich mir auch was gutes damit), das Kind wird immer noch hauptsächlich gestillt (weil es das Kind so möchte- feste Nahrung nimmt es aber auch gern mal), das Kind muss auch mal 5 Minuten warten und eventuell weinen (auch, wenn es mir nicht gefällt aber die Haustiere müssen auch versorgt sein und ich selbst muss auch noch Mensch sein- denn das bin ich: Mensch, nicht nur Mutter).

    AP funktioniert in meinen Augen eben nur, wenn man selbst Mensch sein kann und nicht nur Muttertier ist.

    In meinem direkten Umfeld (meine eigenen Eltern zum Beispiel) wird mir immer wieder gesagt: das Kind muss abgestillt werden (sie wird in einem Monat ein Jahr alt), das Kind muss ein „nein“ verstehen, das Kind muss Schuhe tragen, das Kind muss im eigenen Bett schlafen.
    AP wird nach meinem Befinden genau deshalb schwierig: wegen des Umfelds. Das eigene Tun, das einem von der Natur doch als Instinkt mitgegeben war, wird ständig kritisiert und hinterfragt, man wird unsicher und verliert das Vertrauen in sich.

    AP ist doch dafür nicht gemacht. Es ist dafür gedacht, im Einklang mit sich, der Umgebung und vor allem mit dem Kind zu leben.

    Daher Danke für deinen Artikel- auch wenn er etwas älter ist.

  47. Also ich glaube AP wird dazu benutzt sich selbst ein gutes Gewissen zu machen, dass man in dem ersten (manchmal auch noch dem zweiten) Lebensjahr ja eine so intensive Beziehung zu seinem Kind hat um es dann in die Fremdbetreuung zu geben. Sie glauben, so nutzen sie die Zeit mit dem Kind am intensivsten. Dem Kind allerdings fehlt die Mutter ja dann noch mehr und es versteht die Welt nicht mehr.
    Ich habe 4 Kinder großgezogen und alle waren anders. So eine stenge Regelung hätte mich in den Wahnsinn getrieben. Und wie schon an dem schöne Spruch :Happy Wife = happy Life für Männer viel dran ist, trifft das auch auf eine Mutter zu. Eine ausgeschlafene und ungestresste Mutter kann viel intensiver auf die Kinder eingehen. Ich war darum auch nicht mehr berufstätig und somit immer für die Kinder und später Teenager da.
    Das jedes Kind ein eigenes Individuum ist, haben unsere 4 Kinder uns gelehrt. Unser erstes Kind fand zum Beispiel getragen werden ( besonders im Tuch) total doof und hat nur geschrien darin, sich aber auf dem Boden liegend strampelnd sehr wohl gefühlt. Auch unser Bett war ihr zu eng. Unser 4. Kind hat bis zum 5.Lebensjahr im Schlafzimmer geschlafen. Also jedes Kind braucht seine eigene Zuwendung und Entwicklungszeit um einmal auf beiden Beinen selbstbewusst durchs Leben zu gehen. Heute sind sie zwischen 27 und 37 Jahre alt und haben zum Teil schon eigene Familien gegründet.

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